Rocholl'sche Eichen

 

Mit dieser Galerie werden einige charismatische Eichen des Reinhardswaldes präsentiert, angefangen mit der "Kamineiche" im Urwald Sababurg. Der "Urwald" Sababurg ist untrennbar mit dem Namen Theodor Rocholl (1854–1933) verbunden, dem wir die Sicherstellung dieses ursprünglichen Hutewaldes verdanken. Charaktervolle alte Eichen, wie Rocholl sie als Malmotive liebte, stehen aber auch an vielen anderen Orten im Reinhardswald. Die restlichen Galeriebilder zeigen einige von ihnen. 



Einen ersten Eindruck vom Reinhardswald hatte Theodor Rocholl schon als Gymnasiast bei einem Besuch von Göttingen aus bekommen. Dieses Erlebnis hat ihn dann diesen Wald und die Eichen nie mehr vergessen lassen.

Der eigentlich in Düsseldorf ansässige Rocholl war in Deutschland zunächst als Historien- und Schlachtenmaler bekannt. Doch schon in dieser Schaffensphase verwendete er die markanten Eichen als häufiges Hintergrund-Sujet für seine Zeichnungen und Gemälde. Als dann später das Interesse an dieser Art heroischer Malerei abebbte, stellte er anstelle der Kavallerie zunehmend die Reinhardswälder Eichen, die Beberbecker Pferde und die ländliche Landschaft in den Mittelpunkt seiner Bilder. Aber nicht nur der Zeitenwandel war dafür ausschlaggebend, sondern auch Rocholls persönliches Leben, das er mehr und mehr im Reinhardswald zubrachte, um im hohen Alter dann sogar noch dort zu heiraten.

Als um 1900 etwa 200 alte Huteeichen auf dem gegenüber der Sababurg gelegenen Kuhberg für Abholzung und Fichtenaufforstung vorgesehen worden waren, sah sich Rocholl auf den Plan gerufen und setzte sich massiv gegen das Vorhaben ein. Schließlich gewann er für die Sache auch den bekannten Vordenker des Naturschutzes, Hugo Conwentz. Am Ende konnte dann 1907 hier das erste hessische und damit gleichzeitig zweite deutsche Naturschutzgebiet entstehen, der "Urwald Sababurg".

Rocholls zweites Lieblingsmotiv neben den Eichen waren die halbwilden Beberbecker Pferde. Das Gestüt Beberbeck im Reinhardswald war durch die preußische Annexion Hessen-Cassels* zum dritten preußischen Hauptgestüt geworden und hatte dann auch noch nach dem WK1 bis fast zu Rocholls Lebensende existiert. Die tiefe Beziehung des Malers zu den Pferden mündete neben einer Fülle an Bildern auch in seiner ideellen Bekundung: "Die Natur schuf das Pferd für die Freiheit", vgl. Burmeister (2008) [Burm.08]. Der Dreiklang Pferde, Eichen, Freiheit bildete auch den Roten Faden bei einem im Reinhardswald gedrehten Pferdefilmdrama**, während die markanten Eichen für sich genommen schon mehrfach Filmkulisse und Dokumentationsobjekte gewesen sind. In einer Verfilmung des Grimm-Märchens König Drosselbart wurde der originale Vers "Wem gehört die schöne grüne Wiese?" eigens umgeformt in "Wem gehören die schönen Eichen?" Die betreffende Szene spielt unter der Eichengruppe der zwei letzten Galeriebilder, die schon vielfach gewürdigt worden ist, z. B. bei Germeroth et al. ([GeKoKu]).      

Die Überschrift »Rocholl'sche Eichen« steht nur symbolisch, soweit der Maler vielleicht nicht wirklich alle von ihnen persönlich gekannt hat. Mehr als 100 Jahre später können aber auch wir die meisten von ihnen noch immer besuchen.

Nähere Auskunft über Rocholl gibt Burmeister mit "Begegnungen im Märchenwald" [Burm.04], alternativ in [Burm.06], [Burm.08]. Eine herausragende Monografie über die mächtigsten Eichen in Deutschland hat Jeroen Pater (2017) [JP] erstellt. Hier erfährt man auch viel Spezifisches über die Reinhardswäder Eichen, zum Beispiel dass die oben gezeigte Dicke Margarete mit 8,85 Meter Umfang Hessens stärkste Eiche ist.


* Hessen-Cassel = Kurfürstentum Hessen, kurz Kurhessen, gehörte wie das benachbarte Königreich Hannover zu den österreichisch Verbündeten im Deutschen Krieg 1866, die nach dem preußischen Sieg annektiert wurden. 

** Spielfilm "Ostwind – zusammen sind wir frei". Hierin kam die Eiche aus dem letzten Galeriebild zu ganz besonderen Ehren.